• Aktuelles
  • Erster Stadtrat bei Abschluss der Kleinstadtakademie in Mölln

Erster Stadtrat bei Abschluss der Kleinstadtakademie in Mölln

Von links nach rechts: Kerstin Körner, Oberbürgermeisterin von Dippoldiswalde, Sandra Perzul, Erste Bürgermeisterin von Dießen am Ammersee, Ingo Schäper, Bürgermeister von Mölln, Björn Sommer, Erster Stadtrat von Oestrich-Winkel, Dr. Oliver Hermann, Bürgermeister von Wittenberge

Kleinstadtakademie in Mölln: „Digitale Arbeitswelten sind ein zukunftsweisendes Thema für Kleinstädte“

Oestrich-Winkel, den 13. April 2023 – Die Stadtoberhäupter von Dießen am Ammersee, Dippoldiswalde, Mölln, Oestrich-Winkel und Wittenberge zogen auf der abschließenden Transferwerkstatt im Kleinstadtakademie-Projekt ein überaus positives Fazit.

Ende März 2023 hat sich Björn Sommer, Erster Stadtrat von Oestrich-Winkel, mit den vier Amtskollegen des Kleinstadtakademie-Verbunds in Mölln getroffen. Zum Verbund gehören Mölln in Schleswig-Holstein, Wittenberge in Brandenburg, Dippoldiswalde in Sachsen und Dießen am Ammersee in Bayern. Gemeinsam mit weiteren beteiligten Projektpartnern von der TH Lübeck, dem Berliner Forscherteam foresightlab sowie der CoWorkLand Genossenschaft blickten die Kleinstadtoberhäupter auf die zweijährige Zusammenarbeit zurück. Sie tauschten ihre Erfahrungen aus und erarbeiteten Empfehlungen für die nun unter Federführung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) aufzubauende Kleinstadtakademie.

Kleinstadtakademie-Verbund bestand seit Mai 2021

In dem vom BBSR geförderten Vorhaben zur Vorbereitung einer künftigen Kleinstadtakademie hatten sich die fünf Kommunen im Mai 2021 zu einem Verbund zusammengeschlossen. Ihr gemeinsames Projekt widmete sich den aus der neuen digitalen Arbeitswelt ergebenden Herausforderungen und Chancen für die kleinstädtische Entwicklung vor Ort. Dabei gewonnene Erkenntnisse fließen als Wissensbausteine in die Kleinstadtakademie ein.

Digitale Arbeitswelten auf kommunalpolitischer Agenda

Die in allen Gemeinden teils unter erheblichen Einschränkungen während der Corona-Lockdowns entfalteten spezifischen Aktivitäten trugen dazu bei, das Thema „Digitale Arbeitswelten“ für die Kommunen zu übersetzen und es damit auf die kommunalpolitische Agenda zu bringen. Experimentell wurden Erfahrungen gesammelt, wie auf eine zunehmend digitalisierte Arbeitswelt reagiert werden kann: mit einem Pop-up-Coworking-Space in Oestrich-Winkel; mit einer thematisch breit getragenen Aktionswoche in Mölln, bei welcher zudem Aktivitäten des Sportvereins in Sachen e-Sports und Coworking unterstützt wurden; mit Schnupperangeboten in Dippoldiswalde für Rathausmitarbeitende „remote“ zu arbeiten, in Dießen im bestehenden Coworking Space gezielt für freiwillige Feuerwehrler, um ihnen auf eine höhere Tagesverfügbarkeit zielend das Pendeln aus dem Ort zu ersparen; mit einer kontinuierlich arbeitenden Task Force mit Spezialisten aus der Bürgerschaft in Dießen; mit wissenschaftlich begleiteten Bürger-Befragungen in Dießen, Dippoldiswalde und Wittenberge.

Fünf „Transferwerkstätte“ brachten vielfältige Erkenntnisse

In fünf „Transferwerkstätten“, die über die Projektlaufzeit verteilt einmal in jeder Verbundgemeinde stattfanden, wurden die vielfältigen Erkenntnisse vorgestellt, beraten und hinsichtlich der Entwicklung von Kleinstadtakademie-Wissensbausteinen betrachtet.

Björn Sommer, Erster Stadtrat von Oestrich-Winkel, blickt auf die Erfahrungen des Coworking-Space am „Scharfen Eck“ zurück: „Wir haben durch die Kleinstadtakademie und die Möglichkeit, den Betrieb eines Coworking-Spaces auszuprobieren, ganz neue Arten und Möglichkeiten des Zusammenarbeitens zwischen unterschiedlichsten Berufstätigen kennen gelernt. Coworking ist auf jeden Fall eine zukunftsweisende Möglichkeit, Berufspendlern eine moderne Alternative im Hinblick auf eine bessere Work-Life-Balance zu bieten“.

Gesucht: Übertragbare Erfahrungen

Zu der Reihe wertvoller und übertragbarer Erfahrungen gehören aus Sicht der wissenschaftlich-methodischen Begleiter von TH Lübeck und foresightlab zum Einen die nicht immer einfache Aktivierung zivilgesellschaftlicher Akteure, zum Anderen die Bedeutung des Aufbaus eines breiten Unterstützungsnetzwerks für Vorhaben, bestehend aus lokalen Akteuren aus den Bereichen Staat, Markt und Zivilgesellschaft; Auch die Schlüsselrolle der Bürgermeisterin / des Bürgermeisters, die von der Bereitstellung erforderlicher Ressourcen über die Fokussierung der Verwaltung bis hin zur Moderation angestoßener Prozesse reicht, wurde klar. Heraus gearbeitet wurde auch die Notwendigkeit, eine längerfristige Perspektive zu entwickeln und einzunehmen, als Grundlage für die Entfaltung kleinstädtischer Transformationspfade für mobiles, dezentrales und ortsunabhängiges Arbeiten.

An Home-Office-Trend angeknüpft

Es ist überall deutlich geworden, dass die digitalen Arbeitswelten ein neues Thema für die Kleinstädte sind, so das Resümee der abschließenden Transferwerkstatt. Die aktuell herrschende hohe Aufmerksamkeit für die fortschreitende Digitalisierung von Arbeit und Geschäftsprozessen konnte im Projekt genutzt, an dem mit der Corona-Pandemie verstärkten Home-Office-Trend angeknüpft und auf bestehende lokale Vorerfahrungen wie den „Summer of Pioneers“ in Wittenberge und das schon 2013 gegründete Ammersee Denkerhaus – Coworking-Spaces in Dießen Bezug genommen werden.

Für eigenständige Gestaltung fehlen noch Ressourcen

Dennoch war es für die beteiligten Kleinstädte weitgehend neu und herausfordernd, die sich aus der digitalisierten Arbeitswelt ergebenden Chancen und Gestaltungsmöglichkeiten zu erkennen und aufzugreifen. Den Kleinstädten fehlten für eine eigenständige und aktive Mitgestaltung der sich eröffnenden Handlungsspielräume noch Wissen, erprobte Zugänge zu den technologischen, organisatorischen und sozialen Zusammenhängen digitaler Schlüsseltechnologien sowie finanzielle, personelle und instrumentelle Ressourcen.

Es hat sich gezeigt, dass das Thema mittel- bis langfristig zu einem selbstverständlichen Teil einer zukunftsrobusten Daseinsvorsorge werden kann. Die Möglichkeit mobiler, ortsunabhängiger Arbeit erhöht die Attraktivität der Kleinstädte für ansässige wie potentielle Einwohner und verbessert damit die Standortbedingungen für regionale Unternehmen und Verwaltungen. Mittelfristig gelte es, so die Experten, die Kleinstädte im Sinne regionaler Innovationsökosysteme weiterzudenken, um stärker in Kooperation von Handwerk, Handel, Unternehmen, Verwaltung, Schulen, Vereinen und Bürgerinnen und Bürgern neue und angemessene Formen digitaler Arbeit und auch Qualifizierung zu erproben.